100% Lissabon. 100% remote.
Ein Interview mit Johannes Brucksch.

Berlin, 27.06.2022

100% Lissabon. 100% remote.<br>Ein Interview mit Johannes Brucksch

Lissabon, die quirlige Küsten-Metropole, verzaubert Menschen schon seit Jahrhunderten mit ihren besonderen Lichtverhältnissen, besonders zu Sonnenauf- und Untergang und gilt mit seiner Schönheit als eines der beliebtesten Reiseziele weltweit. Das Arbeiten, wo andere Urlaub machen, wird auch workation genannt, soll jetzt aber als das bezeichnet werden, was es ist: remote working!

Das flexible Arbeitsmodell, besonders mit einer EU-Auslandsoption, wird im Moment nur von einer handvoll Unternehmen wie der DZ Bank, Vodafone, TUI, SAP, Continental und nun auch von Headmatch, angeboten. 

Der Senior Consultant Johannes Brucksch war der erste aus dem Team, der sich an das Projekt remote working gewagt hat und einen Monat lang in Lissabon, Portugal gelebt und gearbeitet hat.

Im Interview gibt er Einblicke in die Vorbereitung, seinen (Arbeits-) Alltag und seine Erfahrungen in Lissabon.

 

Frage: In welchem Zeitraum warst Du in Lissabon, Portugal?

 

J.B.: Ich war den gesamten April 2022 in Lissabon und habe davon die erste Woche Urlaub gehabt und die drei folgenden Wochen gearbeitet. Insgesamt waren es durch die Osterfeiertage dann 13 Arbeitstage. Es war das erste Mal 100% remote aus dem EU-Ausland für mich. Vorher habe ich maximal zwei Wochen am Stück während der Pandemie von zu Hause ausgearbeitet.

 

Frage: Wie hast Du das remote working vorbereitet?

 

J.B.: Da es sich um einen kurzen Zeitraum handelte, suchte ich den einfachen Weg und habe nach einem Airbnb mit Arbeitsplatz vorab gesucht. Mitgenommen habe ich mein Firmenhandy und -laptop. Da es für mich die erste remote Erfahrung war, entschied ich mich dazu die erste Woche von meinem Aufenthalt Urlaub zu haben. So konnte ich auf Umstände (schlechte Internetverbindung, unbequemer Arbeitsplatz, Baustelle in unmittelbarer Nähe, etc.) reagieren, ohne dabei Arbeitstage zu verschwenden. Da wir bei Headmatch über Microsoft Teams telefonieren, war keine große Vorbereitung bezüglich Telefonumleitung nötig.

 

Frage: Welche Vorteile hattest Du davon?

 

J.B.: Die Vorbereitung auf das remote working war für mich neu und daher sehe ich den Vorteil darin, mich mit etwas Neuem beschäftigt zu haben. Zudem habe ich mich in dem Berliner Winter und auch bezüglich der Themen Pandemie und Krieg wie in einem Hamsterrad gefühlt und sah den Aufenthalt in Lissabon als super Möglichkeit, frischen Wind in meinen Alltag zu bringen. Das ist auch super gelungen. Das Wetter in Lissabon war herrlich und ich hatte die Möglichkeit nach Feierabend die Stadt abends am Wasser und bei wundervollen Sonnenuntergängen zu genießen. Ich kann nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, für ein paar Wochen die Stadt/ bzw. das Land zu wechseln, um für gewisse Zeit Erfahrungen an einem anderen Ort sammeln zu können. Für mich persönlich war es auch eine super Möglichkeit meine Portugiesisch-Kenntnisse weiter zu verbessern. Auch dadurch konnte ich die Kultur vor Ort besser kennenlernen.

 

Frage: Welche Nachteile hat das Konzept in Deinen Augen?

 

J.B.: Das Konzept hat den Nachteil, dass du vorher nicht wissen kannst, wie die Gegebenheiten vor Ort wirklich sind. Vielleicht ist das Umfeld doch nicht so gut zum Arbeiten geeignet wie zunächst angenommen. Zudem fehlt der schnelle Austausch mit Kollegen, was aber durch viele durchgeführte Teams-Calls gut kompensiert werden kann. Dieser Nachteil ist aber auch vom Home-Office aus zu betrachten. Daher ist es in meinen Augen irrelevant, ob jemand von zu Hause ein Monat arbeitet oder aus dem Ausland.

 

Frage: Was denkst Du: Warum bieten viele Unternehmen diese Möglichkeit nicht an?

 

J.B.: Ich denke viele Unternehmen bieten diese Möglichkeit nicht an, weil die sich keine Gedanken um die Bedürfnisse der Mitarbeiter machen. Außerdem spielt da auch eine Portion Misstrauen mit rein und die Vorsicht etwas Neues zu wagen. Da besonders Freelancer und IT´ler bereits vor der Pandemie remote gearbeitet haben, ist dieses Modell gewiss nicht neu am Markt. Die Pandemie hat nun aber vielen Mitarbeitern und auch Unternehmern die Augen geöffnet, dass es möglich ist für ein paar Wochen/Monate remote zu arbeiten. 

Daneben nimmt die versicherungstechnische Vorbereitung eines remote workings Projekts im Ausland, gerade in Hinblick auf die betriebliche Unfallversicherung, für Unternehmen etwas Zeit in Anspruch.

 

Frage: Sah Dein Arbeitstag beim remote working anders aus, als in Deutschland? Hast Du Dir die Zeit anders eingeteilt?

 

J.B.: Mein Arbeitsalltag habe ich im Vergleich zur deutschen Zeit um eine Stunde vorgeschoben und demnach auch eine Stunde eher Feierabend gemacht. Bezüglich der Mittagspause war ich komplett auf mich allein gestellt und daher auch besonders flexibel. Ansonsten sah mein Arbeitstag nicht großartig anders aus.

 

Frage: Hast du viel von Lissabon oder Portugal gesehen, konntest Du die Zeit vor und nach der Arbeit dazu nutzen?

 

J.B.: Ich habe viel sehen können, da ich in der Zeit auch in Sintra und Porto war. Zudem hatte ich jeden Abend nach der Arbeit den Drang nach draußen zu gehen, da ich wusste nur eine beschränkte Zeit zu haben. Dadurch, dass ich mich an meinem anderen Ort befunden habe, blieb wie gesagt immer noch das Gefühl einer Mischung aus Arbeit und Urlaub. Besonders schön ist es, dass man durch diesen Alltag durch die Arbeit auch ein wenig den Eindruck gewinnen kann, wie der Alltag der Einheimischen sein könnte. Ein großer Unterschied im Vergleich zum All-Inclusive Urlaub in einem großen Hotelkomplex, wobei man kaum Kontakt zu Einheimischen erhält.

 

Frage: Was sind Deine Tipps?

 

J.B.: Informiert euch vorab gut über die Arbeitsmöglichkeiten in eurer Unterkunft und überlegt euch gut, welche Art von Unterkunft es sein soll. Schaut euch vorher an, was den Ort ausmacht und was man dort machen kann, bevor dafür im Arbeitsalltag keine Zeit mehr bleibt. Solltet ihr euch für einen Ort entscheiden, an dem ihr noch niemanden kennt, empfehle ich vorab Möglichkeiten auszukundschaften, wo ihr Kontakte knüpfen könnt. Zu empfehlen ist ansonsten auch eine Kombination aus Urlaub und im Anschluss remote arbeiten. So bleibt vorab mehr Zeit Leute kennenzulernen und den Ort besser kennenzulernen.

 

Frage: Würdest Du es nochmal machen?

 

J.B.: Auf jeden Fall! Immer wieder gerne in Lissabon! Natürlich bin ich aber auch offen über diesen Weg andere Orte kennenzulernen. Da ich der erste Mitarbeiter bei Headmatch war, der dieses Projekt ausprobieren durfte, bin ich sehr dankbar!